Sprach- und
Sprechstörungen bei geistigen Behinderungen
Geistig behinderte Menschen können von den gleichen Störungen der
Sprache und des Sprechens betroffen sein wie nicht behinderte
Menschen. Im Umgang mit neurologischen Patienten ist ein fundiertes
Wissen um neuropsychologische Begleiterscheinungen erforderlich, da
Störungen z.B. der Sinneswahrnehmung, der Aufmerksamkeit oder des
Gedächtnisses oft großen Einfluss auf eine effektive Sprachtherapie
haben. Diese sind insbesondere bei Patienten mit geistigen
Behinderungen oft zu finden und können zu folgenden Symptomen
führen:
· Sprachschwäche: die Gegenstandserfassung sowie das Sprechen und
Urteilen über Gegenstände sind behindert.
· Störungen der Aussprache: Wortstammeln, häufiger als Stammeln von
Einzellauten. Schwierige Laute werden auch oft durch einfachere
ersetzt oder ausgelassen.
· Eingeschränkter Wortschatz, fehlerhafter Gebrauch abstrakter
Begriffe, generalisierend angewandte Verben treten als Ersatz für
Begriffe ein, z.B. „zum Essen“ statt „Kuchen“.
· Eingeschränktes Sprachverständnis.
· Gestörte Sprachakzente: Je nach Reaktionsbereitschaft wird ohne
Bindung an den Redeinhalt laut oder leise gesprochen; eine
Nuancierung oder Dosierung fehlt. Sinnwidrige melodische
Akzentuierung, Monotonie. Rhythmusstörungen infolge beliebiger
Atmung, z.B. mitten im Wort und nicht sinngemäß.
· Matte, weinerliche, schwache, monotone, heisere Stimme oder laute,
hohe, schrille, krächzende, raue, dumpfe Stimme, offenes oder
geschlossenes Näseln.
· Oberflächliche Atmung oder überdosierte Luftabgabe mit explosiv
klingender Stimme.
· Offenstehender Mund mit schlaffer Gesamthaltung, Speichelfluss.
Therapie bei geistiger Behinderung
Sprachheilpädagogen sind auf diese Symptome, Ursachen und die
anatomischen Grundlagen der einzelnen Krankheitsbilder spezialisiert
und können so eine fundierte Differentialdiagnose erstellen sowie
eine Sprachbehandlung mit den sich daraus ergebenden spezifischen
Therapiemöglichkeiten anbieten. Dabei ist es wichtig alle
Wahrnehmungsbereiche des behinderten Menschen in die Sprachtherapie
mit einzubeziehen. Auch der Tastsinn, der Gleichgewichtssinn und der
Bewegungssinn müssen in die Therapie mit einbezogen werden. Die
Förderung der Selbstwahrnehmung und des Selbstwertgefühls sowie die
Freude am Sprechen und an der sprachlichen Mitteilung sind weitere
wichtige Komponente.
► Notwendige Schritte zur Einleitung einer Therapie
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