Aussprachestörungen (Dyslalie)
Symptome: Eine Dyslalie ist eine Störung der Aussprache. Vorwiegend
betroffene Lautgruppen sind /g/, /k/, /r/, /sch/, /s/.
Laute
- können nicht gesprochen werden und werden deshalb im Wort
weggelassen. Beispiele: „Onne“ statt „Sonne“, „Tuhl“ statt „Stuhl“.
- werden durch andere ersetzt. Beispiele: „Dabel“ statt „Gabel“, „Swein“
statt „Schwein“.
- die bereits gekonnt werden, werden manchmal falsch gebildet
(inkonstante Lautbildungsfehler).
- die bereits gekonnt werden, werden in Verbindung mit anderen
Lauten weggelassen. Beispiel: Das Kind sagt richtig „Regen“, aber
„Bille“ statt „Brille“.
- werden in schwierigen Wörtern je nach Kontextbedingung an den
vorgreifenden oder rückgreifenden Laut angeglichen. Beispiele:
„Eibenbahn“ statt „Eisenbahn“, „Federmeffer“ statt „Federmesser“.
- werden falsch gebildet, z.B. bei fehlenden Schneidezähnen, beim
frontal offenem Biss/Lutschgebiss (häufige Ursache von falsch
gebildeten S-Lauten/ Lispeln) oder bei Fehlbildungen durch
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (die Reibelaute /f/, /s/ und /sch/
können z.B. je nach Störungsbild durch ein schnurrendes Geräusch
ersetzt werden). Aussprachestörungen können mit
Teilleistungsschwächen einhergehen. Sie sind auch häufig
Teilsymptom einer Sprachentwicklungsverzögerung sein (siehe unter
SEV).
Eine Dyslalie ist eine Störung der Aussprache. Während der ersten 3
– 4 Lebensjahre ist es noch ganz normal, wenn Kinder nicht alle
Wörter richtig aussprechen können und z.B. „Tule“ statt „Schule“, „Toffeln“
statt „Kartoffeln“ oder „Meckerding“ statt „Schmetterling“ sagen.
Man spricht deshalb von „physiologischen“ Aussprachestörungen. Erst
wenn ein Kind nach dem vierten Geburtstag noch viele solcher falsch
gebildeten Wörter im Sprachgebrauch hat, braucht es Hilfe. Eine
Dyslalie sollte spätestens bis zur Einschulung behoben werden.
Ursachen:
Es gibt sehr viele Ursachen für eine Dyslalie. Deshalb gehört ein
Kind mit Störungen der Aussprache erst einmal gründlich untersucht.
Das macht der Kinderarzt. Oft ist eine genaue Untersuchung der
Gesamtentwicklung, der Sprechorgane, der Motorik und der
Gehirnleistung notwendig. Der Kinderarzt führt auch die
Höruntersuchung durch oder überweist das Kind bei Bedarf zur
weiteren Untersuchung zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder Phoniater
(Spracharzt).
Wenn eine Sprachtherapie notwendig ist, stellt der Kinderarzt (aber
auch der Allgemeinmediziner, HNO-Arzt, Phoniater oder
Kieferorthopäde/Zahnarzt) eine Heilmittelverordnung aus. Mit dieser
Heilmittelverordnung kann die Behandlung bei einem Sprachtherapeuten
/ Logopäden durchgeführt werden.
Diagnose:
Zur Einschätzung, in welchem Bereich das Sprechen lernen des Kindes
nicht altersentsprechend verlaufen ist, ist das Elterngespräch sehr
wichtig. Hier kann der Therapeut wichtige Informationen über die
Entwicklung des Kindes erfahren. Zudem muss eine umfassende
Untersuchung zur Sprache mit einer Überprüfung der Aussprache /
Artikulation, aber auch der Wahrnehmungsbereiche sowie der
Geschicklichkeit der Sprechorgane durchgeführt werden. Hierzu gibt
es Testverfahren, aber auch Spiele, mit denen der erfahrene
Therapeut die sprachlichen Leistungen beurteilen kann. So kann er
z.B. durch Geschichten erzählen lassen oder beim gemeinsamen
Betrachten eines Bilderbuches die Spontansprache sehr gut beobachten
und damit die Fähigkeit, wie das Kind die Sprache verwenden kann.
Anhand der Ergebnisse der Erstuntersuchung werden dann die
Schwerpunkte der Therapie festgelegt.
Therapie:
Maßgebend für die Schwerpunkte der Sprachtherapie sind die
individuellen Entwicklungsvoraussetzungen und Möglichkeiten des
einzelnen Kindes. In vielen Fällen ist zunächst die Anbahnung sprachtragender Grundfunktionen notwendig, die dann immer weiter
spezifiziert werden. Damit werden um optimale Bedingungen für die
Therapie der Aussprache zu schaffen.
Mögliche Schwerpunkte können sein:
· Wahrnehmungsförderung für alle Sinne.
· Konzentrationstraining und Schulung der Aufmerksamkeitsspanne.
· Mundmotorische Übungen zur Verbesserung der
Sprechgeschicklichkeit.
· Spielerisches Anbahnen/ Einüben der gestörten Laute mithilfe von
Symbolen (z.B. Biene „ssss“, Dampflok: „sch-sch-sch“) sowie mithilfe
lautunterstützender Bewegungen.
· Spiele und Übungen zur Anwendung der neu erlernten Sprechweise,
zuerst in einfachen Worten, dann immer schwieriger werdend in den
unterschiedlichsten Sprechsituationen. Hierbei wird nicht nur die
Aussprache verbessert, sondern die gesamte Sprachkompetenz.
… und das können Sie tun/ Spiele zur Sprachförderung
· Vergessen Sie nicht, dass Sprechen Freude bereiten soll. Fordern
Sie ihr Kind also nicht ständig auf, etwas zu sagen, und kritisieren
Sie es nicht zu viel. Freuen Sie sich hingegen, wenn ihr Kind
Fortschritte macht.
· Erzählen Sie mit Ihrem Kind, Verse und Fingerspiele machen auch
viel Spaß. Zeigen sie Ihrem Kind Bilderbücher oder lesen Sie ihm
Geschichten vor. Sehr wichtig ist auch die Gute-Nacht-Geschichte
(kann nicht durch Kassetten ersetzt werden!).
· Machen Sie Spiele-Nachmittage, z.B. bei schlechtem Wetter:
Geduldspiele, Kneten, Mikado-Spiel, Memory, Lottino, Puzzle,
Würfelspiele, u.v.m., bieten sich an.
· Spaziergänge, gemeinsames Kochen und Backen oder auch das Kind im
Haushalt mithelfen lassen, schaffen Sprachanlässe und erweitern das
Wissen über die Umwelt.
· Balancieren, Hüpfen, Gymnastik, Toben: Bewegung macht Spaß und
fördert die gesamte Motorik. Auch Basteln, Malen, Ausschneiden sind
wichtige Tätigkeiten für die Entwicklung des Kindes und fördern die
Feinmotorik.
· Feste Nahrungsmittel, z.B. Vollkornbrot, Äpfel oder eine Möhre zum
Knabbern zwischendurch, ist die beste Mundgymnastik, die das
Sprechen verbessert und dazu noch sehr gesund ist.
► Notwendige Schritte zur Einleitung einer Therapie
►
Informationsbroschüren
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