Kinder, die in ihrer Entwicklung gestört oder deutlich verzögert
sind sowie Kinder mit geistigen Behinderungen brauchen dringend eine
frühzeitige Sprachförderung. Bei einer Entwicklungsstörung sowie bei
einer geringen geistigen Behinderung mit sprachlichem Rückstand wird
vorrangig die Sprache gefördert. Dies hat günstige Auswirkungen
auch auf die geistigen Fähigkeiten. Bei schweren geistigen Defekten
sind sonderpädagogische Maßnahmen zunächst wichtiger als
sprachtherapeutische. Diese werden in der Regel von der
Frühförderung durchgeführt.
Weitere Fördermaßnahmen sind:
· Anregungen im Wahrnehmungsbereich: Fühlen, Tasten, Sehen, Hören.
· Anregungen im Motorikbereich.
· Anregungen im Sozial- und Gefühlsbereich: Hautkontakt,
Blickkontakt, Hörkontakt, Fingerspiele.
· Spracheintrittsvorbereitungen durch die Eltern.
· Beginn des Sprachaufbaus bei Einsetzen der Zuwendungsfähigkeit.
· Kontaktaufnahme durch Körperberührung, Streicheln, Ansprache,
Anblicken.
· Förderung der motorischen Entwicklung durch Anregung der
Strampelbereitschaft, Einnehmen der Bauchlage, damit Anregung zum
Heben des Kopfes, Krabbeln, Kriechen (Krabbeln normalerweise mit ½
bis ¾ Jahr, Kriechen gegen Ende des 1. Lebensjahres).
· Sensomotorisch-sprechmotorische Anregung: Lauterweckung durch
akustische Weckstöße (Glocke). Aktivierung von Geräusch- und
Antlitzzuwendung. Artikulatorische Vorschulung durch Bestreichen der
Lippen, Massieren der Kiefer- und Mundmuskulatur, Anregung der
Zungenaktivität durch Hin- und Herstreichen unter dem Kinn am
Zungenboden, Auf- und Zubewegungen des Kinns.
· Verbinden von Sprache und Versorgungshandlungen (Anziehen).
Hierdurch werden Sprache und Situationsanforderung koordiniert.
Vorsprechen in Zweiwortsätzen. Stimmliche Reaktionen werden in
ähnlicher Weise beantwortet. Nur knappe und gleich lautende
Anweisungen an das Kind geben. Fehlende Reaktionen und Antworten
selbst erbringen.
· Training von Lippen, Kiefer, Gaumensegel und mimischer Muskulatur
durch gründliches Kauen, richtiges und vollständiges Schlucken,
Saugen, Mundspülen mit Wangenblähen und Festhalten des Spülwassers,
Luftballon aufblasen, Zähneklappern, Gesichterschneiden.
· Seherziehung: Beim Ansprechen wird der Blick des Kindes auf den
Mund des Sprechers gelenkt.
Sprachaufbau
Die eigentliche Spracherziehung erfolgt nun von Sprachheilpädagogen
und Logopäden
mit zusätzlicher Spezialisierung für die Bereiche Sonderpädagogik
und Geistig-Behinderten-Pädagogik.
Der Sprachaufbau erfolgt durch ganzheitliche Verfahren; es werden
sinnvolle Wörter geübt, nicht Einzellaute. Die Therapie wird in
Räumen mit wenig Störreizen durchgeführt. Man arbeitet auf den Boden
oder an einem niedrigen Tisch. Bei den Therapiesitzungen wird eine
gleich bleibende Situation eingehalten und so die Einstellung auf
die spezifische Lernsituation erleichtert.
Die ersten anzubahnenden Wörter werden unter Berücksichtigung ihrer
emotionalen Attraktivität und des phonematischen Schwierigkeitsgrad
ausgewählt. Das Wort wird vorgesprochen und der jeweilige Gegenstand
konkret dazu präsentiert. Erarbeitete Wörter müssen in der
häuslichen Situation und im Kindergarten immer wieder in passende
Situationen eingebaut werden.
Der Sprachaufbau wird auf verschiedenen Wegen gefördert:
· Gestaltung der Redeabsichten (Begrüßen, Verabschieden); Übung
grammatischer Fähigkeiten (Ein- und Mehrzahl, Gegenwart,
Vergangenheit) und syntaktischer Fähigkeiten (ungebeugte, gebeugte,
Zwei- und Mehrwortsätze, Satzverbindungen). Ein allgemein
verbindliches Wortschatzprogramm gibt es nicht. Der Weg des
Sprachaufbaus verläuft vom Sprachverständnis zur sprachlichen
Darstellung. Die Abfolge orientiert sich genau an der des
unbehinderten Kindes.
· Anbildung fehlender Sprachlaute.
· Auditive Differenzierungsübungen: Unterscheiden von Höreindrücken,
z.B. von Straßengeräuschen, Instrumenten, Stimmen, Werkzeugen;
Unterscheiden von hoch-tief, laut-leise, weitnah. Unterscheidung von
richtig und falsch gesprochenen Wörtern. und Sprechlauten
· Therapie bei Sprachbehinderungen auf höherem Sprachniveau:
Beziehungsverdeutlichung und Festigung von Sprachfügemustern durch
Tonbandgeräte. Übungen zur Aussageerweiterung und Sprachgestaltung.
· Stimmtherapie, Atemtherapie.
· Beeinflussung der passiven Allgemeinhaltung mit offenem Mund, des
oberflächlichen Atmens und der überdosierten Luftabgabe durch
Stimmbildung, Singen, Körperschulung, rhythmische Gymnastik,
Blasübungen.
► Notwendige Schritte zur Einleitung einer Therapie
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