Sprachentwicklungsverzögerungen
Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung weicht die Entwicklung der
sprachlichen Leistungen von der Altersnorm ab. Weil sich die Sprache
bei Kindern jedoch in einem unterschiedlichen Tempo entwickelt, ist
es schwierig hier genaue Eckdaten festzulegen. Dennoch gibt es
Anhaltspunkte, die auf eine verzögerte Sprachentwicklung hindeuten.
So geht man von einer verzögerten Sprachentwicklung im Sinne einer
Störung aus, wenn sich die Sprechfunktion bis zum 3. Lebensjahr noch
nicht normal entwickelt hat. Bis zum Alter von 2 Jahren kann daher
nur von einer sich anbahnenden Sprachentwicklungsstörung gesprochen
werden.
Die Symptome einer Sprachentwicklungsverzögerung sind:
· Aussprachestörungen (Dyslalie)
· Störungen des Satzbaus (Dysgrammatismus)
· eingeschränkter Wortschatz sowie Störungen des Wortverständnisses.
Bei Kindern mit einer Sprachentwicklungsstörung ist häufig auch die
körperlich-motorische Entwicklung verzögert. Es können zudem
Störungen der Wahrnehmungsbereiche auftreten.
Weitere Symptome können deshalb sein:
· auffällige Ungeschicklichkeit
· Zurückgezogenheit
· motorische Hyperaktivität
· schnelles und überhastetes Sprechen (Poltern)
· Stottern
· verkürzte Aufmerksamkeitsspanne und Merkfähigkeit.
Symptome, die durch die Wahrnehmungsstörungen verursacht werden,
sind:
· feinmotorische Störungen, zeigt sich auch in der
Ungeschicklichkeit, die fein abgestimmten Bewegungen beim Sprechen
genau zu koordinieren und auszuführen – schlechte Aussprache.
· Störungen in der auditiven Wahrnehmung, d.h. in der Aufnahme und
Verarbeitung gehörter Signale. So können z.B. die Sprache und die
einzelnen Laute normal gehört werden, Feinheiten werden aber nicht
unterschieden und es kommt zu Verwechslungen, beispielsweise von /k/
und /t/ oder /ch2/ und /r/. Wörter werden verdreht wiedergegeben,
schnell sprechende Menschen können nicht verstanden werden,
Nebengeräusche können nicht ausgeschaltet werden und lenken ab. Es
gibt aber noch eine Reihe weit reichender Defizite, die aufgrund
auditiver Wahrnehmungsstörungen entstehen (siehe unter
Lese-Rechtschreibschwäche).
· Störungen in der visuellen Wahrnehmung, z.B. Verwechseln von links
und rechts, Schwierigkeiten ein Bild oder einen Gegenstand auf
ähnlichen Hintergrund zu erkennen, Schwierigkeiten beim Erkennen und
Unterscheiden von Mustern sowie beim Fortsetzen einer Musterreihe,
Schwierigkeiten beim Fangen eines Balles, es wird auch oft etwas
umgestoßen, weil der Abstand falsch eingeschätzt wird. Es gibt aber
noch eine Reihe weit reichender Defizite, die aufgrund visueller
Wahrnehmungsstörungen entstehen (siehe unter
Lese-Rechtschreibschwäche).
Wenn Sie als Eltern unsicher sind, ob sich die Sprache Ihres Kindes
altersgerecht entwickelt, wenden Sie sich an Ihren Kinderarzt oder
an einen Sprachheilpädagogen oder Logopäden. Eine frühzeitig
einsetzende logopädische Behandlung kann Spätfolgen vermeiden
helfen. Unbehandelte Sprachstörungen ziehen sehr häufig
unterschiedliche Störungen in anderen Entwicklungsbereichen nach
sich, die sich nachteilig auf die Persönlichkeitsentwicklung des
Kindes auswirken können. Dazu zählen insbesondere
Verhaltensauffälligkeiten, psychische Störungen,
sozial-kommunikative Störungen und Lernstörungen mit Auswirkungen
auf die Schul- und Berufslaufbahn. Die Lese-Rechtschreibschwäche
tritt nicht nur als eigenständiges Störungsbild auf, sondern ist
häufig auch Folge einer Sprachentwicklungsverzögerung (siehe
Therapie, vorbeugende Maßnahmen).
Therapie
Aufgrund der sehr vielschichtigen Symptomatik muss die Therapie bei
Kindern mit Sprachentwicklungsverzögerungen ganzheitlich-integrativ
angesetzt werden. Dabei ist es wichtig alle Sinne des Kindes in die
Sprachtherapie mit einzubeziehen: über Auge und Ohr, Nase und Mund.
Auch der Tastsinn, der Gleichgewichtssinn und der Bewegungssinn
müssen in die Therapie mit einbezogen werden. Die Förderung der
Selbstwahrnehmung und des Selbstwertgefühls sowie die Freude am
Sprechen und an der sprachlichen Mitteilung sind weitere wichtige
Komponente. Von entscheidender Bedeutung ist aber auch die Mitarbeit
der Eltern, da viele Therapieinhalte erst durch das regelmäßige
häusliche Üben vom Kind verinnerlicht und im Alltag umgesetzt werden
können.
In unserer Praxis werden auch vorbeugende Maßnahmen durchgeführt, um
der Entstehung einer Lese-Rechtschreibschwäche entgegenzuwirken. So
überprüfen wir bei Verdacht die funktionellen Voraussetzungen des
Vorschulkindes und damit seine Voraussetzungen zum Lesen- und
Schreiben lernen mit Hilfe der Differenzierungsproben nach Breuer
und Weuffen, sowie die Konzentrationsfähigkeit. Passende
Trainingsprogramme können noch vor Schulbeginn durchgeführt werden,
damit das Kind das erforderliche Differenzierungsniveau bis zur
Einschulung erreicht.
► Notwendige Schritte zur Einleitung einer Therapie
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Informationsbroschüren
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